Donnerstag, 25. April 2024 - KW 17 

Feinkost vom Bäcker nebenan

"Handwerk hat Goldenen Boden" sagt der Voksmund. Diese Weisheit trifft leider nicht mehr für alle Branchen zu. Das Bäckerhandwerk hat es zumindest nicht geschafft, den Glanz vergangener Zeiten in das neue Jahrtausend herüberzuretten.

Inhabergeführte Meisterbetriebe sind selten geworden. Sie mussten Verkaufsläden großer Ketten weichen, denen sie im Kampf um das billigste Brötchen meist unterlagen.

Das Bäckerhandwerk liegt am Boden. Inhabergeführte Meisterbetriebe konnten sich zumeist nicht halten. Bäckermeister Bernd Armbrust zeigt, dass es mit Kreativität auch anders geht.

Bäckermeister Bernd Armbrust hat es hingegen geschafft. Seine "Bäckerei Blankenhaus" brummt, bei ihm stehen die Kunden Schlange. Mit seinen aussergewöhnlichen Backideen hat er sich einen Namen gemacht. Nach dem Motto "Es gibt nichts, was es nicht auch als Brot geben kann" liegen hier das Nussbrot (aus dem Bratschlauch) neben dem Brot mit Dijon- Senfkruste und dem traditionellen Kasseler. Armbrust selbst steht im Laden, berät Kunden in seiner herzlich freundlichen Art, die man ihm gern glaubt. Man sieht es ihm auf den ersten Blick an: Bernd liebt Brot, und er spricht gern darüber. Und er macht sich Gedanken um die Menschen und ihre Essgewohnheiten: "Genuss ist eine Frage der Geschwindigkeit. Man sagt den Kindern ja nicht ohne Grund, sie sollen langsam kauen" sagt er. Man könnte ihm stundenlang zuhören, wenn er mit einer erstaunlichen Begeisterung von seinem Handwerk schwärmt. Natürlich könne er seine Ware nicht zum Discountpreis feilbieten. "Es geht hier nicht um den Preis, sondern um die Preiswürdigkeit. Gute Rohstoffe haben ihren Preis, doch man muss das abwägen. Spätestens im Verhältnis zum Preis einer Schachten Zigaretten rechnet sich das. Immerhin geht es beim Grundnahrungsmittel Brot um Nachhaltigkeit, um die Zukunft unserer Kinder". Für Bernd Armbrust ist Brot eben nicht einfach nur Brot.

Mit vierzehn war er 1973 in die Lehre gegangen, im väterlichen Betrieb erlernte er das Bäckerhandwerk. Er erinnert sich gern: "Mein Vater war mir ein sehr guter Lehrmeister und Mentor. Er hat mir das Handwerk im ursprünglichen Sinne vermittelt und mir beigebracht, mit allen Sinnen zu backen". Zwei Jahre später legte er die Meisterprüfung ab - und wurde zum jüngsten Bäckermeister der Innung. Er wollte mehr lernen, hatte sich bereits eine Technikerschule in Berlin ausgeguckt, doch dann kam alles anders: er wurde Vater. "Mein Lebensweg wäre wohl ein anderer gewesen, doch so blieb ich in Wattenscheid im väterlichen Betrieb" sagt er rückblickend. Nun machte er sich daran, neue Wege zu gehen, um den Betrieb zukunftssicher aufzustellen. Er setzte auf Qualität, nach seinem Motto "Was wirklich gut ist, setzt sich durch" - und der Erfolg gab ihm Recht. Begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten seines Berufes, begann er zu experimentieren: "Wir Bäcker sind ein weltweites Handwerk. Auf dem Globus gibt es unzählige Variationen, wie Brot gebacken werden kann. Und das alles aus einem gemeinsamen Grundstoff: Mehl". So schaute sich der Wattenscheider Bäcker in der Welt um. Er wälzte internationale Kochbücher, brachte neue Ideen aus dem Urlaub mit. Zitronengrasbrot mit Ingwerchips, Beerenbrot im Glas, knuspriges Apfelbrot - eine Vielzahl neuer Rezepte entstand. Seine Kunden konnten sich dafür begeistern, wollten immer neue Kreationen. Armbrust wurde zum Geheimtipp unter Brotliebhabern. Schließlich kam er auf einer Party mit Dirk Glaser, Geschäftsführer einer Kieler Filmproduktionsfirma ins Gespräch. Die Idee zu "Bernd und Brot", der ersten Backshow Deutschlands, wurde geboren. Die erste Sendung wurde 2007 in der Küche der Firma Miele produziert. Dabei hat er überhaupt keine Hemmungen, Rezepte herauszugeben: "Ich freue mich, wenn ich die Leute dafür begeistern kann, selbst zu backen. Ich verliere keinen Kunden, wenn ich Rezepte rausgebe, im Gegenteil. Die Leute werden neugierig und setzen sich mit unserem Handwerk auseinander".

Seine Rezepte sind die Geheimtipps in zahlreichen Internetforen. Armbrust ist zufrieden: "Hier kann ich zeigen, was im Handwerk alles möglich ist, kann den Menschen ein Gefühl für Qualität geben". Und er zeigt, was Handwerk ausmacht: Dieser Mann steht hinter seinem Brot.



Bild: Bäckermeister Bernd Armbrust. Foto: Ulli Weber

 

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Eine Million Menschen im Ruhrgebiet lebten 2023 allein

Metropole Ruhr/Düsseldorf (idr). In der Metropole Ruhr lebten im vergangenen Jahr rund eine Million Menschen allein. Eine aktuelle Statistik des Landesamtes IT.NRW auf Basis erster Ergebnisse des Mikrozensus weist für das Jahr 2023 genau 1.039.000 Einpersonenhaushalte in den Städten und Kreisen der Region aus. Der Anteil der Einpersonenhaushalte lagt damit bei knapp 41,3 Prozent - auf ganz NRW bezogen liegt der Anteil bei 40,0 Prozent.

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"Reiseführer Ruhrgebiet" jetzt online bei DB Mobil

Berlin/Metropole Ruhr (idr). Die Metropole Ruhr ist eine Reise wert! Das weiß auch die Deutsche Bahn und hat auf ihrem Portal DB Mobil jetzt den "Reiseführer Ruhrgebiet" online gestellt. Leser erhalten zahlreiche Informationen über die Region, ihre grünen Seiten und Sehenswürdigkeiten.
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damals

Die Erzbahntrasse

Als auf dem Gelände des heutigen Westparks in Bochum neben der Jahrhunderthalle noch Hochöfen in Betrieb waren, brauchte man zur Eisengewinnung zwei Hauptbestandteile: Kohle und Eisenerz. Kohle hatte man genug an Ort und Stelle, das Eisenerz wurde über den Rhein- Herne- Kanal angeliefert. Für die Strecke vom Kanalhafen zu den Hochöfen hatte man zwischen 1901 und 1930 eigens eine eigene neun Kilometer lange Eisenbahnstrecke gebaut: Die Erzbahntrasse. Die Ära der Hochöfen an der Alleestraße endete in den sechziger Jahren. Heute ist von den Hochöfen nichts mehr zu sehen, die Strecke wurde zwischen 2002 und 2008 zu einem Radweg umgebaut.
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damals

Eine Schneise durch die Stadt

Bis in die 60er Jahre trafen sich die Verkehrsströme aus Gelsenkirchen, Bochum und dem Wattenscheider Süden in der Innenstadt, der heutigen Fussgängerzone. Die Bahnhofstraße endete an der Westenfelder Straße und der August- Bebel- Platz wat nicht mehr als ein kleiner Platz, nicht einmal halb so groß wie heute. An der Stelle der Polizeiwache im ehemaligen REAL- Verwaltungsgebäude befand sich ein Friedhof.


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damals

Das Hotel CentralHof

Über 50 Jahre lang stand eine Gaststätte an der Ecke Voede- und Oststraße. In dem Gebäude, daß am Ende des vorletzten Jahrhunderts von Wilhelm Kesten erbaut wurde, befand sich neben der Gastronomie "Central Hof", die auch über einen Ballsaal im ersten Obergeschoss verfügte, auch ein Textilgeschäft. Am 15. Mai 1892 feierte das rennomierte Bekleidungsgeschäft Alsberg seine Eröffnung. Später handelten dort die Firmen Heß und Flatow mit Textilien. Die Firma Heß zog später in ein großes Ladenlokal, im oberen Teil der Innenstadt.

Im Jahre 1947 erwarb Aloys Thoben, der Vater des späteren Inhabers, mit seinem Partner Alfons Oeben das Gebäude und gründete die Firma "Oeben und Thoben". Im Juni 1951 begannen die neuen Hausherren mit dem Umbau, der dem Haus seine heutige Aufteilung bescherte.
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damals

Ein Modell des frühen Wattenscheid

Ein Museum bietet meist einen Blick in die Vergangenheit. Im Heimatmuseum geht dieser Blick nun in das 18. Jahrhundert, als die Freiheit Wattenscheid gerade einmal 700 Einwohner zählte. Ein neues Modell zeigt den Besuchern nun, wie Wattenscheid um 1750 herum aussah. Wer dabei viele Details erwartet, liegt jedoch falsch. "Es gibt so gut wie keine detailierten Überlieferungen aus der Zeit und wir wollten nichts hinzudichten" erklärt Architekt Norbert Herden, stellvertretender Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins.

Das Modell ist dennoch sehr aufschlußreich. Hier wird deutlich, dass Wattenscheid um die Zeit, als die kleine evangelische Kirche fertiggestellt wurde, ein beschauliches, kleines Städtchen war. Eben diese Kirche ist auch das einzige Gebäude, dass seitdem unverändert blieb.

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