Donnerstag, 25. April 2024 - KW 17 

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Smarte Infrastruktur schaffen und Bochum für Krisen wappnen

Städte werden mit ihren Dienstleistungen und in ihrer Ausstattung zunehmend digitaler. Motor in Bochum ist dafür die Smart City Innovation Unit, kurz SCIU. Stadt und Stadttöchter arbeiten in dieser gemeinsam an der digitalen Zukunft der Stadt. Organisationsübergreifend entwickeln und begleiten dort 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Digitalisierungsprojekte und -prozesse. Sie setzen damit das teils durch den Bund geförderte Smart City Konzept der Stadt um. „Das ist deutschlandweit ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal“, sagt Stadtdirektor Sebastian Kopietz in seinem Sommergespräch. Wo die SCIU die städtische Arbeit erleichtert und den Service für Bürgerinnen und Bürger schon heute verbessert, zeigen aktuelle Anwendungsbeispiele wie Sensoren, die bei Stadtbäumen die Bodenfeuchte messen, und smarte Rattenfallen, die in der Kanalisation zum Einsatz kommen.

Entlang der Universitätsstraße, der Wasserstraße und im Westpark messen 24 Sensoren im Boden die Feuchtigkeit. Sensoren und Funknetz – das „Long Range Wide Area Network“, kurz LoRaWAN – stellen die Stadtwerke und bauen dieses stetig aus. Die SCIU testet in dem Pilotprojekt die Hard- und Software, wertet mit den Beteiligten die Daten aus. Der praktische Nutzen für den Technischen Betrieb: Er weiß dank der gemessenen Bodenfeuchte, ob und wie viel er die Bäume wässern muss, kann seine Gießrouten entsprechend optimieren. „Wir stellen uns perspektivisch auch vor, Gießpatenschaften zu digitalisieren: Per Push-Nachricht aufs Handy wissen die Ehrenamtlichen dann, ob Gießen nötig ist“, schildert Sebastian Kopietz, der die Digitalisierung in seinem Aufgabenbereich verantwortet.

Nicht schön, aber nötig: die Rattenkontrolle im Kanalnetz. Zwar sind die eingesetzten Fallen schon jetzt mit Funk ausgestattet und ein Sensor schlägt an, sobald ein Schadnager in die Falle tappt – aber bisher musste der Technische Betrieb die Einsatzstellen noch anfahren, um einen Sensorkontakt herzustellen. Der Wechsel auf LoRaWAN soll die Vor-Ort-Kontrolle überflüssig machen. „Wir testen das Netz derzeit in der Tiefe“, so Kopietz. Ein nachhaltiger Effekt: Der Technische Betrieb muss dann nur noch ausrücken und in den Kanal hinabsteigen, wenn eine Falle belegt ist. Die gewonnene Zeit kann er für andere Aufträge wie Grünpflege nutzen.

Zu den Nutznießerinnen und -nießern der voranschreitenden Digitalisierung zählen auch Feuerwehr und Rettungsdienst – und damit Bürgerinnen und Bürgern, die Hilfe angefordert haben. Mit der seit drei Monaten im Testbetrieb eingesetzten Fire App, die mit der Einsatzleittechnik verknüpft ist, stehen allen Einsatzleiterinnen und -leitern wichtige Daten digital gebündelt zur Verfügung. Auf dem Tablet können sie sich so das Einsatzgebäude und -gebiet bereits vorab in 3D und die Lage in Bezug zu den Wachstandorten anschauen. Bei Objekten mit Brandmeldeanlage wie Altenpflegeheimen oder Schulen können sie Gebäudepläne und Grundrisse abrufen. „Die leitenden Einsatzkräfte können in Echtzeit sehen, wie weit die Anfahrt schon geschafft ist, welche Löscheinheiten und -fahrzeuge seit wann und wie lange vor Ort sind, wo es im Stadtgebiet die nächsten Hydranten gibt“, berichtet Sebastian Kopietz. Alles Daten, die bei Ausfall der Tablets und Fire App auch althergebracht analog vorhanden sind, aber: „Durch die digitale Lösung können unsere Kräfte besser planen, vor Ort schneller reagieren und damit besser helfen“, so der Dezernent für Feuerwehr und Rettungsdienst. Ab nächstem Monat soll die Fire App im Echtbetrieb allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Wachen zur Verfügung stehen.

Für Projekte wie diese fördert das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Smart City Bochum insgesamt mit 15,2 Millionen Euro. Bochum ist eine von bundesweit 73 geförderten Kommunen. Mehr Informationen über Smart City Bochum und das Umsetzungskonzept sind unter bochum.de/Chief-Digital-Officer/Smart-City abrufbar.

Wie wichtig es ist, gewappnet zu sein, zeigen die Krisen der jüngeren Zeit: Corona-Pandemie und Ukrainekrieg mit seinen Auswirkungen zählen dazu. „Hochwasser wie im Juli 2021, das Bochum im Vergleich zu Hagen oder gar dem Ahrtal nur gering getroffen hat, und Unwetterlagen über drei Tage hintereinander wie in diesem Februar gehören ebenfalls dazu“, sagt Sebastian Kopietz, der den städtischen Krisenstab leitet. 105.000 bisherige Corona-Fälle und eine Inzidenz von über 600 in Bochum belegen: „Die Pandemie haben wir leider noch nicht hinter uns.“ 200 Aktenordner füllt die Krisenstabsarbeit, die nach Landesvorgabe analog dokumentiert werden muss; nahezu 100.000 Seiten sind es in Summe. In der Spitzen waren 400 städtische Beschäftigte im Kriseneinsatz, haben Kolleginnen und Kollegen deren Aufgaben am eigentlichen Arbeitsplatz mit übernommen. „Eine große Teamleistung, auf die ich sehr stolz bin“, sagt Bochums Stadtdirektor. Als Krisenstabsleiter muss er den Herbst und Winter als Infektionshochzeit im Blick haben und rät, „rechtzeitig an eine Auffrischung des Impfschutzes zu denken und weiterhin – gerade in geschlossenen Räumen – die Hygieneregeln beachten.“

Und: Quarantäne, Hochwasser, Hitzewelle und Sturm haben die Menschen auch in Bochum gelehrt, sich zu fragen: „Bin ich auf solche Ereignisse vorbereitet? Habe ich alles Zuhause, was ich bräuchte – zum Beispiel die Medikamente, die ich regelmäßig nehmen muss?“ Wichtige Informationen zur Selbstvorsorge stellt das Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zur Verfügung. Unter bochum.de/krisenfall gibt es Infos zur Vorsorge in Krisenfällen und eine Checkliste des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Das Kommunale Krisenmanagement bewältigt nicht nur seit über zweieinhalb Jahren die aktuellen Krisen, sondern kümmert sich auch um Präventionsarbeit und zum Beispiel die Warnung der Bevölkerung. Dazu hat es unter anderem ein nahezu flächendeckendes Netz aus 22 Sirenen aufgebaut, ergänzend setzt es Warnfahrzeuge und die Warn-App NINA ein. Mit wissenschaftlicher Begleitung erhebt die Stadt zudem, welche Folgen ein größeres Schadensereignis auslösen kann und wie derartige Ereignisketten, beispielweise bei einem Stromausfall, frühzeitig unterbrochen werden können.

Aktuell bestimmt als Folge des Kriegs in der Ukraine und der Auseinandersetzung mit Russland ein möglicher Energiemangel viele Nachrichten und Gespräche. Die Bundesnetzagentur rät derzeit, bundesweit gemeinsam 20 Prozent des Gas-Verbrauchs einzusparen. „Das gilt für Unternehmen, Verwaltungen, letztlich auch für private Haushalte“, unterstreicht Sebastian Kopietz. Neben der Aufgabe, aus der Ukraine geflüchtete Menschen unterzubringen, bedeutet es für die Stadt, als Folge des Krieges kurzfristig umsetzbare effiziente Maßnahmen zum Energie sparen festzulegen. Über das empfohlene Paket, das bis Anfang August erarbeitet wird, soll dann, auch politisch, beraten werden. Fakt ist aus Sicht des Bochumer Krisenstabsleiters: „Jeder Kubikmeter und jede Kilowattstunde, die eingespart werden, helfen uns allen, über den Winter zu kommen.“



Bild: Dezernent Sebastian Kopietz im Sommergespräch (Foto: Stadt Bochum |André Grabowski)

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"Reiseführer Ruhrgebiet" jetzt online bei DB Mobil

Berlin/Metropole Ruhr (idr). Die Metropole Ruhr ist eine Reise wert! Das weiß auch die Deutsche Bahn und hat auf ihrem Portal DB Mobil jetzt den "Reiseführer Ruhrgebiet" online gestellt. Leser erhalten zahlreiche Informationen über die Region, ihre grünen Seiten und Sehenswürdigkeiten.
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Eine Million Menschen im Ruhrgebiet lebten 2023 allein

Metropole Ruhr/Düsseldorf (idr). In der Metropole Ruhr lebten im vergangenen Jahr rund eine Million Menschen allein. Eine aktuelle Statistik des Landesamtes IT.NRW auf Basis erster Ergebnisse des Mikrozensus weist für das Jahr 2023 genau 1.039.000 Einpersonenhaushalte in den Städten und Kreisen der Region aus. Der Anteil der Einpersonenhaushalte lagt damit bei knapp 41,3 Prozent - auf ganz NRW bezogen liegt der Anteil bei 40,0 Prozent.

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Ein Modell des frühen Wattenscheid

Ein Museum bietet meist einen Blick in die Vergangenheit. Im Heimatmuseum geht dieser Blick nun in das 18. Jahrhundert, als die Freiheit Wattenscheid gerade einmal 700 Einwohner zählte. Ein neues Modell zeigt den Besuchern nun, wie Wattenscheid um 1750 herum aussah. Wer dabei viele Details erwartet, liegt jedoch falsch. "Es gibt so gut wie keine detailierten Überlieferungen aus der Zeit und wir wollten nichts hinzudichten" erklärt Architekt Norbert Herden, stellvertretender Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins.

Das Modell ist dennoch sehr aufschlußreich. Hier wird deutlich, dass Wattenscheid um die Zeit, als die kleine evangelische Kirche fertiggestellt wurde, ein beschauliches, kleines Städtchen war. Eben diese Kirche ist auch das einzige Gebäude, dass seitdem unverändert blieb.

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Das Hotel CentralHof

Über 50 Jahre lang stand eine Gaststätte an der Ecke Voede- und Oststraße. In dem Gebäude, daß am Ende des vorletzten Jahrhunderts von Wilhelm Kesten erbaut wurde, befand sich neben der Gastronomie "Central Hof", die auch über einen Ballsaal im ersten Obergeschoss verfügte, auch ein Textilgeschäft. Am 15. Mai 1892 feierte das rennomierte Bekleidungsgeschäft Alsberg seine Eröffnung. Später handelten dort die Firmen Heß und Flatow mit Textilien. Die Firma Heß zog später in ein großes Ladenlokal, im oberen Teil der Innenstadt.

Im Jahre 1947 erwarb Aloys Thoben, der Vater des späteren Inhabers, mit seinem Partner Alfons Oeben das Gebäude und gründete die Firma "Oeben und Thoben". Im Juni 1951 begannen die neuen Hausherren mit dem Umbau, der dem Haus seine heutige Aufteilung bescherte.
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Eine Schneise durch die Stadt

Bis in die 60er Jahre trafen sich die Verkehrsströme aus Gelsenkirchen, Bochum und dem Wattenscheider Süden in der Innenstadt, der heutigen Fussgängerzone. Die Bahnhofstraße endete an der Westenfelder Straße und der August- Bebel- Platz wat nicht mehr als ein kleiner Platz, nicht einmal halb so groß wie heute. An der Stelle der Polizeiwache im ehemaligen REAL- Verwaltungsgebäude befand sich ein Friedhof.


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Die Erzbahntrasse

Als auf dem Gelände des heutigen Westparks in Bochum neben der Jahrhunderthalle noch Hochöfen in Betrieb waren, brauchte man zur Eisengewinnung zwei Hauptbestandteile: Kohle und Eisenerz. Kohle hatte man genug an Ort und Stelle, das Eisenerz wurde über den Rhein- Herne- Kanal angeliefert. Für die Strecke vom Kanalhafen zu den Hochöfen hatte man zwischen 1901 und 1930 eigens eine eigene neun Kilometer lange Eisenbahnstrecke gebaut: Die Erzbahntrasse. Die Ära der Hochöfen an der Alleestraße endete in den sechziger Jahren. Heute ist von den Hochöfen nichts mehr zu sehen, die Strecke wurde zwischen 2002 und 2008 zu einem Radweg umgebaut.
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