Mittwoch, 24. April 2024 - KW 17 

damals

Segensfeiern für homosexuelle Paare: „Schluss mit der Diskriminierung“

Tief verletzend, Wunden schlagend, ganze Lebensgeschichten überschattend: So agiert nach dem Eindruck des Essener Generalvikars Klaus Pfeffer die Kirche, wenn sie über das Leben homosexueller Paare urteilt, ihnen den Segen verweigert und es wagt, die verbindliche, treue Liebe zweier Menschen zur Sünde zu erklären. Damit soll nun endlich Schluss sein: Nicht ob, sondern wie sich Segensfeiern für homosexuelle Paare in der Kirche gestalten lassen, stand im Mittelpunkt der digitalen Fachtagung „Segen für alle. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare“ am Freitag, 30. April, im Bistum Essen. Folgt man den Thesen der anwesenden Theologen, muss die Kirche sich aus der Vormoderne herausbewegen und auf den aktuellen Erkenntnisstand von Wissenschaft und Gesellschaft einlassen.

Geplant war die Tagung eigentlich für 2020 und dann aufgrund der Pandemie verschoben worden. Aktuelle Brisanz erhielt sie nun durch ein im März 2021 veröffentlichtes Schreiben der vatikanischen Glaubenskongregation, das der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eine definitive Absage erteilt. Als Reaktion darauf erklärten sich über 2.600 Seelsorger und Seelsorgerinnen „pastoral ungehorsam“ dennoch zur Segnung bereit. An unzähligen katholischen Pfarrkirchen in Deutschland wehen seither Regenbogenfahnen als Zeichen der Solidarität.

Allerdings fand sich unter den rund 100 Teilnehmenden der Tagung niemand, der die dringende Notwendigkeit dieser Segensfeiern in Frage gestellt hätte, was für den Austausch der Argumente sicher hilfreich gewesen wäre, befand Michael Dörnemann, Leiter des Dezernats Pastoral im Bistum Essen und gemeinsam mit Andrea Qualbrink, Referentin für Strategie und Entwicklung, und Jens Oboth, Dozent der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“, verantwortlich für den Fachtag. Bischof Franz-Josef Overbeck war mit seinen Priestern in den Dialog gegangen, wohl wissend, „dass es keine einfachen Lösungen gibt und wir Widersprüchlichkeit aushalten müssen“, sagte Generalvikar Pfeffer und schloss die Bitte an: „ Wir wollen in diesen aufgeladenen Zeiten beieinander bleiben – ohne Zerwürfnisse.“ Derzeit entwickeln einige Bistümer gemeinsam eine Handreichung zum Thema, die auch einen Vorschlag für den Ablauf einer Segensfeier enthalten wird.

Derzeit allerdings liefen die Segnungsfeiern selbst im aufgeschlossenen Ruhrbistum immer noch „unter dem Radar“, beklagte Rainer Teuber, Mitarbeiter im Essener Domschatz und mit einem Mann verheiratet. Immer noch rede man, statt Taten folgen zu lassen. „Nur Regenbogenflaggen und Segnungen im Verborgenen reichen mir und meinem Mann nicht.“ Konkret erwartet Teuber, dass die Kirche ihr verklemmtes Sprechen über Sexualität überwindet und ein liebendes homosexuelles Paar offiziell statt heimlich segnet: „Vor Gott werden Segnende Rechenschaft ablegen – nicht vor der Glaubenskongregation in Rom.“

Unterstützung für seine Forderung erhielt Teuber von sämtlichen Theologinnen und Theologen der Tagung. Der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann aus Erfurt plädierte dafür, eine vollständige, festliche Liturgie zu entwickeln mit Wortverkündigung, Segensgebet, Fürbitten und Ringtausch; denn der Ring habe im westlichen Kulturkreis einen hohen symbolischen Wert: „Segensfeiern sind Hochformen christlicher Liturgie, vergleichbar mit der Taufe“ – und ein „Lackmustest“ dafür, wie ernst es der Kirche mit ihrem neuen Blick auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften sei, sagte Kranemann.

Der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz urteilte, das Lehramt schleppe letztlich immer noch ein vormodernes Konzept von Sexualmoral weiter, wenn es Sex und Zeugungsabsicht nicht trenne. Die Moraltheologie hingegen berücksichtige die Erkenntnisse heutiger Humanwissenschaften zur freien Selbstbestimmungsfähigkeit des Menschen. „Wir denken immer noch, es gebe eine Art katholischer Sexualwissenschaft“, so Goertz.

Nach Ansicht der Dogmatikerin Julia Knop aus Erfurt sind die drängenden Themen der Zeit – Klimaschutz, Inklusion, Aufmerksamkeit für globale Wechselwirkungen und eben auch für sexuelle Diversität – eine Herausforderung für die Kirche, dazuzulernen. Homosexualität gelte in westlichen Gesellschaften heute als Normvariante, theologisch gesprochen: als eine von Gott gewollte Variante der Schöpfung, ein „vom Schöpfer gegebenes, prägendes Moment der Persönlichkeit, der Leiblichkeit, der Identität", auf dem Segen liege.

Auch biblisch gesehen ließe sich Homosexualität als Variante der Schöpfung begründen, erklärte der emeritierte Tübinger Neutestamentler Michael Theobald. Die Bibeltexte stünden mitunter in Spannung zueinander und bräuchten Sachkritik. Im Alten Testament gehe es in den Versen, die zu einer Verurteilung von Homosexualität herangezogen würden, um Gewalt, Fremdenhass und Verletzung des Gastrechts. Der Apostel Paulus hingegen zeichne polemisch ein dunkles Sittenbild seiner Zeit, die von jüdisch-christlichen und hellenistischen Einflüssen geprägt war.

Wie es jetzt weitergeht? Im Plenum der Tagung mangelte es nicht an Vorschlägen: Hartnäckig dran bleiben und mitreden, Texte schreiben, Tagungen veranstalten. Die Bischöfe darauf verpflichten, sich an der Diskussion zu beteiligen. An einem gemeinsam verabredeten Sonntag in allen Kirchen über Sex predigen. Sich am strategischen Vorgehen der „Fridays for Future“-Bewegung und ihren Formaten etwas abgucken. Und seine Solidarität öffentlich zeigen, damit die, die den Segen anbieten, keine Repressalien befürchten müssen.

(Quelle: Bistum Essen)





Bild: Nicole Cronauge / Bistum Essen

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Das Hallenbad am Bußmanns Weg

Die Eröffnung des Hallenbades am Bussmannsweg war das herausragende Ereignis im Jahre 1964. Von der Eröffnung am 15. Juli bis zum Jahresende zählte man 122000 Besucher. Mit einem Mehrzweckbecken 12,5x25 Meter und einem Lehrschwimmbecken 8x12,5 Meter war das Hallenbad zu seiner Zeit sehr modern. Sicher wird so mancher Leser wehmütig an die ersten Schwimmversuche in der lichtdurchfluteten Halle oder an die Angst vor dem Sprung vom Dreimeterturm vor den riesigen blauen Mosaiken an den Wänden zurückdenken.

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Eine Schneise durch die Stadt

Bis in die 60er Jahre trafen sich die Verkehrsströme aus Gelsenkirchen, Bochum und dem Wattenscheider Süden in der Innenstadt, der heutigen Fussgängerzone. Die Bahnhofstraße endete an der Westenfelder Straße und der August- Bebel- Platz wat nicht mehr als ein kleiner Platz, nicht einmal halb so groß wie heute. An der Stelle der Polizeiwache im ehemaligen REAL- Verwaltungsgebäude befand sich ein Friedhof.


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Die Erzbahntrasse

Als auf dem Gelände des heutigen Westparks in Bochum neben der Jahrhunderthalle noch Hochöfen in Betrieb waren, brauchte man zur Eisengewinnung zwei Hauptbestandteile: Kohle und Eisenerz. Kohle hatte man genug an Ort und Stelle, das Eisenerz wurde über den Rhein- Herne- Kanal angeliefert. Für die Strecke vom Kanalhafen zu den Hochöfen hatte man zwischen 1901 und 1930 eigens eine eigene neun Kilometer lange Eisenbahnstrecke gebaut: Die Erzbahntrasse. Die Ära der Hochöfen an der Alleestraße endete in den sechziger Jahren. Heute ist von den Hochöfen nichts mehr zu sehen, die Strecke wurde zwischen 2002 und 2008 zu einem Radweg umgebaut.
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Das Hotel CentralHof

Über 50 Jahre lang stand eine Gaststätte an der Ecke Voede- und Oststraße. In dem Gebäude, daß am Ende des vorletzten Jahrhunderts von Wilhelm Kesten erbaut wurde, befand sich neben der Gastronomie "Central Hof", die auch über einen Ballsaal im ersten Obergeschoss verfügte, auch ein Textilgeschäft. Am 15. Mai 1892 feierte das rennomierte Bekleidungsgeschäft Alsberg seine Eröffnung. Später handelten dort die Firmen Heß und Flatow mit Textilien. Die Firma Heß zog später in ein großes Ladenlokal, im oberen Teil der Innenstadt.

Im Jahre 1947 erwarb Aloys Thoben, der Vater des späteren Inhabers, mit seinem Partner Alfons Oeben das Gebäude und gründete die Firma "Oeben und Thoben". Im Juni 1951 begannen die neuen Hausherren mit dem Umbau, der dem Haus seine heutige Aufteilung bescherte.
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"Reiseführer Ruhrgebiet" jetzt online bei DB Mobil

Berlin/Metropole Ruhr (idr). Die Metropole Ruhr ist eine Reise wert! Das weiß auch die Deutsche Bahn und hat auf ihrem Portal DB Mobil jetzt den "Reiseführer Ruhrgebiet" online gestellt. Leser erhalten zahlreiche Informationen über die Region, ihre grünen Seiten und Sehenswürdigkeiten.
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Eine Million Menschen im Ruhrgebiet lebten 2023 allein

Metropole Ruhr/Düsseldorf (idr). In der Metropole Ruhr lebten im vergangenen Jahr rund eine Million Menschen allein. Eine aktuelle Statistik des Landesamtes IT.NRW auf Basis erster Ergebnisse des Mikrozensus weist für das Jahr 2023 genau 1.039.000 Einpersonenhaushalte in den Städten und Kreisen der Region aus. Der Anteil der Einpersonenhaushalte lagt damit bei knapp 41,3 Prozent - auf ganz NRW bezogen liegt der Anteil bei 40,0 Prozent.

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