Freitag, 26. April 2024 - KW 17 

Neues Kloster in Essen-Kray öffnet die Pforten

Drei Ordensleute ziehen in ein ehemaliges Pfarrhaus. Sie wollen offen und ansprechbar für alle Menschen in der Gemeinde und der Nachbarschaft sein und engagieren sich im Projekt Gastkirche der Pfarrei St. Laurentius. Zudem sind sie in der Wattenscheider Pfarrei St. Gertrud aktiv. Weihbischof Schepers weiht das Kloster am 3. Advent ein.

Die Küche fehlt, die letzten Farbeimer stehen noch herum und die Zimmerverteilung für die drei neuen Bewohner des ehemaligen Pfarrhauses in Essen-Kray ist auch noch nicht klar. Aber der Haussegen in dem roten Backsteinbau hängt deshalb nicht schief – ganz im Gegenteil: „Hier richten wir unsere Kapelle ein“, zeigt Pater Jens Watteroth auf einen noch wenig sakral wirkenden und ziemlich vollgestellten Raum im Erdgeschoss. Das alte Pfarrhaus wird das neue Kloster für Watteroth und seine beiden Mitbrüder.

Dass in Essen neben Kirchenschließungen nun ein neues Kloster entsteht, haben die Stadt und das Bistum Essen den Oblatenmissionaren zu verdanken. Auch diese 1816 in Frankreich gegründete Ordensgemeinschaft, zu der auch das Kloster St. Joseph in der Gelsenkirchener Innenstadt gehört, verliert seit Jahren Mitglieder und muss sich kleiner setzen, erklärt Watteroth. „Aber wir möchten das Kleinersetzen gestalten und nicht nur Niederlassungen schließen, sondern auch Neues aufbauen.“ Also hat der Orden den 40-Jährigen zusammen mit seinen beiden Mitbrüdern Waldemar Brysch (60) und Thomas Wittemann (52) nach Essen-Kray geschickt, um dort ein neues Kloster zu starten – mit Wachstumsperspektive: „Wir richten uns hier für bis zu fünf Mitbrüder ein, plus Gäste“, erklärt Watteroth.

Und warum gerade Kray? Formal sind die drei Priester beim Ruhrbistum angestellt, um die Seelsorge in den beiden Pfarreien St. Laurentius in Essen-Steele – mit der Krayer Gemeinde St. Barbara – und St. Gertrud von Brabant in Bochum-Wattenscheid zu unterstützen. Doch die drei Ordensbrüder sind nicht nur Priester für die Kirchgänger. Sie werden auch Sonntagsgottesdienste mit den Gemeinden feiern, aber ihr Schwerpunkt liegt in der Alltagsarbeit rund um ihr neues Kloster. „Wir schauen auf das, was unser Ordensgründer gesagt hat: Wir sollen zu den Menschen gehen. So kann dann ein neues Bild von Kirche entstehen, offen und gastfreundlich“, sagt Pater Thomas Wittemann. Da helfe es, dass „die Menschen im Ruhrgebiet sehr unkompliziert und offen für Gespräche sind“, hat Waldemar Brysch bereits festgestellt.

Von der Krayer Gemeinde sind sie bereits begeistert begrüßt worden, erzählen die drei Priester. „Für manchen war das wie Weihnachten und Ostern zusammen“, beschreibt Brysch die ersten Reaktionen. Dabei dürfte es den Gemeindemitgliedern nicht nur darum gegangen sein, dass nach einer Zeit ohne eigenen Pastor, nun wieder Priester in St. Barbara zuhause sind. Vielmehr passt gerade die offenherzige Haltung zu dem Krayer Kirchenstandort: Die Pfarrei St. Laurentius hat schon vor Längerem beschlossen, die stattliche, der Bergmanns-Patronin Barbara geweihte Kirche in eine „Gastkirche“ umzuwandeln. Und dabei sollen die Oblatenpatres nun helfen. „Die wollen neu anfangen – und wir wollen neu anfangen“, bringt es Brysch auf den Punkt.

Ein großer Tisch mitten in der Kirche

Ein erstes Zeichen für die Gastkirche ist der große Tisch, der auf einer Seite des Kirchenschiffs zwischen den beiden letzten Kirchenbänken steht, und an dem die drei Patres jetzt sitzen. Ohne Corona-Abstände finden hier locker zehn Leute Platz in einer gemütlichen Runde. Aber weil die Pandemie zuletzt auch das kirchliche Leben gelähmt hat, werden die Ordensleute zusammen mit vielen Ehrenamtlichen aus der Gemeinde die ersten Versuche eines Kirchencafés und anderer Ideen der Gastkirche nun erst nach und nach wieder aufleben lassen und dann gemeinsam weiterentwickeln. Dass das Potenzial hat, zeigt Yasser, der mit am Tisch in der Kirche sitzt. Er wohnt eigentlich in Istanbul, besucht gerade Verwandte in Kray und hat die Patres auf der Straße kennengelernt. Die haben ihn spontan in die Kirche eingeladen – und da sprechen sie nun über Gott und die Welt, Allah, Muslime und Christen und „die großartige Architektur der Kirche“, die Yasser lobt.

Weder für ihr Klosterleben, noch für die Gastkirche haben die Ordensmänner einen Masterplan, betont Wittemann: „Wir wollen an der Seite der Menschen sein und ihnen helfen zu erkennen, wo sie Halt finden.“ Von den Leuten aus der Gemeinde, die sich in dem Projekt engagieren, ist Brysch jedenfalls begeistert: „Da ist richtig Dynamik drin. Wir gehen jetzt gemeinsam mit denen, Schritt für Schritt.“
Feierliche Einweihung am dritten Advent um 11.30 Uhr

In einem feierlichen Gottesdienst am dritten Adventssonntag, 12. Dezember, um 11.30 Uhr – unter 3G-Bedingungen – wird Weihbischof Ludger Schepers gemeinsam mit dem Provinzial der Oblatenmissionare, Pater Felix Rehbock, das Kloster gründen und die neue Kommunität der drei Brüder einführen. Das Kloster haben die Patres nach Eugen von Mazenod benannt, der ihren Orden 1816 in Frankreich gegründet hat und als Priester „zu den Ärmsten und Verlassensten“ gehen wollte. In seiner Tradition möchten Watteroth, Brysch und Wittemann in Kray „da sein – für die Gemeinde, für den Stadtteil, für jede und jeden, der uns braucht“, schreiben sie in ihrer Einladung. Und wenn alles klappt, sind bis zum dritten Advent auch die Küche und die Kapelle im ehemaligen Pfarrhaus fertig – dann kann das neue Klosterleben in Essen-Kray beginnen.


Die Oblatenmissionare

Nein, diese Oblaten haben nichts mit dünnen Gebäckscheiben zu tun. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Oblaten so viel wie „darbringen“ oder „weihen“. Sich selbst beschreiben die Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria als eine missionarische Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche, die die Frohe Botschaft verkündet und sich weltweit für Entwicklung und Gerechtigkeit engagiert. 1816 von dem französischen Adeligen und Priester Eugen von Mazenod gegründet gibt es Oblatenmissionare heute auf allen Kontinenten. Das neue Kloster in Essen-Kray gehört zur mitteleuropäischen Provinz (mit Deutschland, Österreich und Tschechien), in der rund 150 Patres, Brüder und Studenten in 15 Klöstern leben.

(Text: Bistum Essen)


Bild: Die drei Oblatenpatres Jens Watteroth, Waldemar Brysch und Thomas Wittemann vor ihrem neuen Kloster St. Eugen von Mazenod in Essen Kray. Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen

 

geburtstage heute

Klaus Neidhart
Bergwerksdirektor
(*1921 †1987)

Carl- Friedrich Beckmann
Rechtsanwalt, Dipl. Landwirt und Eingemeindungsgegner
(*1930 †1999)

news

Eine Million Menschen im Ruhrgebiet lebten 2023 allein

Metropole Ruhr/Düsseldorf (idr). In der Metropole Ruhr lebten im vergangenen Jahr rund eine Million Menschen allein. Eine aktuelle Statistik des Landesamtes IT.NRW auf Basis erster Ergebnisse des Mikrozensus weist für das Jahr 2023 genau 1.039.000 Einpersonenhaushalte in den Städten und Kreisen der Region aus. Der Anteil der Einpersonenhaushalte lagt damit bei knapp 41,3 Prozent - auf ganz NRW bezogen liegt der Anteil bei 40,0 Prozent.

mehr lesen

news

"Reiseführer Ruhrgebiet" jetzt online bei DB Mobil

Berlin/Metropole Ruhr (idr). Die Metropole Ruhr ist eine Reise wert! Das weiß auch die Deutsche Bahn und hat auf ihrem Portal DB Mobil jetzt den "Reiseführer Ruhrgebiet" online gestellt. Leser erhalten zahlreiche Informationen über die Region, ihre grünen Seiten und Sehenswürdigkeiten.
mehr lesen

damals

Die Erzbahntrasse

Als auf dem Gelände des heutigen Westparks in Bochum neben der Jahrhunderthalle noch Hochöfen in Betrieb waren, brauchte man zur Eisengewinnung zwei Hauptbestandteile: Kohle und Eisenerz. Kohle hatte man genug an Ort und Stelle, das Eisenerz wurde über den Rhein- Herne- Kanal angeliefert. Für die Strecke vom Kanalhafen zu den Hochöfen hatte man zwischen 1901 und 1930 eigens eine eigene neun Kilometer lange Eisenbahnstrecke gebaut: Die Erzbahntrasse. Die Ära der Hochöfen an der Alleestraße endete in den sechziger Jahren. Heute ist von den Hochöfen nichts mehr zu sehen, die Strecke wurde zwischen 2002 und 2008 zu einem Radweg umgebaut.
mehr lesen

damals

Das Hallenbad am Bußmanns Weg

Die Eröffnung des Hallenbades am Bussmannsweg war das herausragende Ereignis im Jahre 1964. Von der Eröffnung am 15. Juli bis zum Jahresende zählte man 122000 Besucher. Mit einem Mehrzweckbecken 12,5x25 Meter und einem Lehrschwimmbecken 8x12,5 Meter war das Hallenbad zu seiner Zeit sehr modern. Sicher wird so mancher Leser wehmütig an die ersten Schwimmversuche in der lichtdurchfluteten Halle oder an die Angst vor dem Sprung vom Dreimeterturm vor den riesigen blauen Mosaiken an den Wänden zurückdenken.

mehr lesen

damals

Eine Schneise durch die Stadt

Bis in die 60er Jahre trafen sich die Verkehrsströme aus Gelsenkirchen, Bochum und dem Wattenscheider Süden in der Innenstadt, der heutigen Fussgängerzone. Die Bahnhofstraße endete an der Westenfelder Straße und der August- Bebel- Platz wat nicht mehr als ein kleiner Platz, nicht einmal halb so groß wie heute. An der Stelle der Polizeiwache im ehemaligen REAL- Verwaltungsgebäude befand sich ein Friedhof.


mehr lesen

damals

Das Hotel CentralHof

Über 50 Jahre lang stand eine Gaststätte an der Ecke Voede- und Oststraße. In dem Gebäude, daß am Ende des vorletzten Jahrhunderts von Wilhelm Kesten erbaut wurde, befand sich neben der Gastronomie "Central Hof", die auch über einen Ballsaal im ersten Obergeschoss verfügte, auch ein Textilgeschäft. Am 15. Mai 1892 feierte das rennomierte Bekleidungsgeschäft Alsberg seine Eröffnung. Später handelten dort die Firmen Heß und Flatow mit Textilien. Die Firma Heß zog später in ein großes Ladenlokal, im oberen Teil der Innenstadt.

Im Jahre 1947 erwarb Aloys Thoben, der Vater des späteren Inhabers, mit seinem Partner Alfons Oeben das Gebäude und gründete die Firma "Oeben und Thoben". Im Juni 1951 begannen die neuen Hausherren mit dem Umbau, der dem Haus seine heutige Aufteilung bescherte.
mehr lesen