Mittwoch, 08. Mai 2024 - KW 19 

damals

Segensfeiern für homosexuelle Paare: „Schluss mit der Diskriminierung“

Tief verletzend, Wunden schlagend, ganze Lebensgeschichten überschattend: So agiert nach dem Eindruck des Essener Generalvikars Klaus Pfeffer die Kirche, wenn sie über das Leben homosexueller Paare urteilt, ihnen den Segen verweigert und es wagt, die verbindliche, treue Liebe zweier Menschen zur Sünde zu erklären. Damit soll nun endlich Schluss sein: Nicht ob, sondern wie sich Segensfeiern für homosexuelle Paare in der Kirche gestalten lassen, stand im Mittelpunkt der digitalen Fachtagung „Segen für alle. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare“ am Freitag, 30. April, im Bistum Essen. Folgt man den Thesen der anwesenden Theologen, muss die Kirche sich aus der Vormoderne herausbewegen und auf den aktuellen Erkenntnisstand von Wissenschaft und Gesellschaft einlassen.

Geplant war die Tagung eigentlich für 2020 und dann aufgrund der Pandemie verschoben worden. Aktuelle Brisanz erhielt sie nun durch ein im März 2021 veröffentlichtes Schreiben der vatikanischen Glaubenskongregation, das der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eine definitive Absage erteilt. Als Reaktion darauf erklärten sich über 2.600 Seelsorger und Seelsorgerinnen „pastoral ungehorsam“ dennoch zur Segnung bereit. An unzähligen katholischen Pfarrkirchen in Deutschland wehen seither Regenbogenfahnen als Zeichen der Solidarität.

Allerdings fand sich unter den rund 100 Teilnehmenden der Tagung niemand, der die dringende Notwendigkeit dieser Segensfeiern in Frage gestellt hätte, was für den Austausch der Argumente sicher hilfreich gewesen wäre, befand Michael Dörnemann, Leiter des Dezernats Pastoral im Bistum Essen und gemeinsam mit Andrea Qualbrink, Referentin für Strategie und Entwicklung, und Jens Oboth, Dozent der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“, verantwortlich für den Fachtag. Bischof Franz-Josef Overbeck war mit seinen Priestern in den Dialog gegangen, wohl wissend, „dass es keine einfachen Lösungen gibt und wir Widersprüchlichkeit aushalten müssen“, sagte Generalvikar Pfeffer und schloss die Bitte an: „ Wir wollen in diesen aufgeladenen Zeiten beieinander bleiben – ohne Zerwürfnisse.“ Derzeit entwickeln einige Bistümer gemeinsam eine Handreichung zum Thema, die auch einen Vorschlag für den Ablauf einer Segensfeier enthalten wird.

Derzeit allerdings liefen die Segnungsfeiern selbst im aufgeschlossenen Ruhrbistum immer noch „unter dem Radar“, beklagte Rainer Teuber, Mitarbeiter im Essener Domschatz und mit einem Mann verheiratet. Immer noch rede man, statt Taten folgen zu lassen. „Nur Regenbogenflaggen und Segnungen im Verborgenen reichen mir und meinem Mann nicht.“ Konkret erwartet Teuber, dass die Kirche ihr verklemmtes Sprechen über Sexualität überwindet und ein liebendes homosexuelles Paar offiziell statt heimlich segnet: „Vor Gott werden Segnende Rechenschaft ablegen – nicht vor der Glaubenskongregation in Rom.“

Unterstützung für seine Forderung erhielt Teuber von sämtlichen Theologinnen und Theologen der Tagung. Der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann aus Erfurt plädierte dafür, eine vollständige, festliche Liturgie zu entwickeln mit Wortverkündigung, Segensgebet, Fürbitten und Ringtausch; denn der Ring habe im westlichen Kulturkreis einen hohen symbolischen Wert: „Segensfeiern sind Hochformen christlicher Liturgie, vergleichbar mit der Taufe“ – und ein „Lackmustest“ dafür, wie ernst es der Kirche mit ihrem neuen Blick auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften sei, sagte Kranemann.

Der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz urteilte, das Lehramt schleppe letztlich immer noch ein vormodernes Konzept von Sexualmoral weiter, wenn es Sex und Zeugungsabsicht nicht trenne. Die Moraltheologie hingegen berücksichtige die Erkenntnisse heutiger Humanwissenschaften zur freien Selbstbestimmungsfähigkeit des Menschen. „Wir denken immer noch, es gebe eine Art katholischer Sexualwissenschaft“, so Goertz.

Nach Ansicht der Dogmatikerin Julia Knop aus Erfurt sind die drängenden Themen der Zeit – Klimaschutz, Inklusion, Aufmerksamkeit für globale Wechselwirkungen und eben auch für sexuelle Diversität – eine Herausforderung für die Kirche, dazuzulernen. Homosexualität gelte in westlichen Gesellschaften heute als Normvariante, theologisch gesprochen: als eine von Gott gewollte Variante der Schöpfung, ein „vom Schöpfer gegebenes, prägendes Moment der Persönlichkeit, der Leiblichkeit, der Identität", auf dem Segen liege.

Auch biblisch gesehen ließe sich Homosexualität als Variante der Schöpfung begründen, erklärte der emeritierte Tübinger Neutestamentler Michael Theobald. Die Bibeltexte stünden mitunter in Spannung zueinander und bräuchten Sachkritik. Im Alten Testament gehe es in den Versen, die zu einer Verurteilung von Homosexualität herangezogen würden, um Gewalt, Fremdenhass und Verletzung des Gastrechts. Der Apostel Paulus hingegen zeichne polemisch ein dunkles Sittenbild seiner Zeit, die von jüdisch-christlichen und hellenistischen Einflüssen geprägt war.

Wie es jetzt weitergeht? Im Plenum der Tagung mangelte es nicht an Vorschlägen: Hartnäckig dran bleiben und mitreden, Texte schreiben, Tagungen veranstalten. Die Bischöfe darauf verpflichten, sich an der Diskussion zu beteiligen. An einem gemeinsam verabredeten Sonntag in allen Kirchen über Sex predigen. Sich am strategischen Vorgehen der „Fridays for Future“-Bewegung und ihren Formaten etwas abgucken. Und seine Solidarität öffentlich zeigen, damit die, die den Segen anbieten, keine Repressalien befürchten müssen.

(Quelle: Bistum Essen)





Bild: Nicole Cronauge / Bistum Essen

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Ein Museum bietet meist einen Blick in die Vergangenheit. Im Heimatmuseum geht dieser Blick nun in das 18. Jahrhundert, als die Freiheit Wattenscheid gerade einmal 700 Einwohner zählte. Ein neues Modell zeigt den Besuchern nun, wie Wattenscheid um 1750 herum aussah. Wer dabei viele Details erwartet, liegt jedoch falsch. "Es gibt so gut wie keine detailierten Überlieferungen aus der Zeit und wir wollten nichts hinzudichten" erklärt Architekt Norbert Herden, stellvertretender Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins.

Das Modell ist dennoch sehr aufschlußreich. Hier wird deutlich, dass Wattenscheid um die Zeit, als die kleine evangelische Kirche fertiggestellt wurde, ein beschauliches, kleines Städtchen war. Eben diese Kirche ist auch das einzige Gebäude, dass seitdem unverändert blieb.

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Bis in die 60er Jahre trafen sich die Verkehrsströme aus Gelsenkirchen, Bochum und dem Wattenscheider Süden in der Innenstadt, der heutigen Fussgängerzone. Die Bahnhofstraße endete an der Westenfelder Straße und der August- Bebel- Platz wat nicht mehr als ein kleiner Platz, nicht einmal halb so groß wie heute. An der Stelle der Polizeiwache im ehemaligen REAL- Verwaltungsgebäude befand sich ein Friedhof.


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Das Hallenbad am Bußmanns Weg

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